I. ADVENT

Evangelium nach Mk (13,33-37)

 

Der Advent ist eine besondere Zeit, in der wir alljährlich auf Brauchtum und Feierlichkeiten zurückgreifen. So schaffen wir eine eigene Atmosphäre. Es sieht aber danach aus, dass das heuer - wegen dieser Pandemie - anders sein wird. Einiges werden wir wahrscheinlich nicht durchführen können, oder doch nur ganz beschränkt. Und trotzdem kann für uns Advent werden.

„Advent“ - kommt vom Lateinischen „advenire“: Kommen, ankommen. Es wird uns wieder verstärkt ins Bewusstsein gerufen: Gott kommt auf uns zu, kommt uns entgegen. Er will in unserem Leben ankommen. Er will mitten in unserem Leben anwesend und wirksam sein. Und ich erwarte ihn. Ich halte Ausschau nach ihm, ganz bewusst.

Um es mit dem Bild von Jesus im Evangelium zu sagen: Ich soll wie ein wachsamer Türhüter sein. Ich entscheide, wem ich die Tür meines Herzens öffne. Es kommt darauf an, rechtzeitig die Tür meines Herzens aufzumachen, wenn Gott anklopft, bei mir eintreten möchte. Bin ich hellhörig für das, was Jesus/Gott mir zu sagen hat? Gott soll in mein Leben kommen, ankommen, lebendig anwesend sein, mein Leben durchdringen, beleben.

Ist Gott in meinem Leben wirklich anwesend? Wie oft denke ich in meinem Alltag an ihn? Wie oft wende ich mich an ihn, spreche ich zu ihm? Wie wichtig ist er mir? Was bedeutet er mir?

Advent. Mich neu auf Gott einstimmen. Mich erneut und vertieft an ihm orientieren. Die tiefe Sehnsucht nach Gott in mir wieder freilegen, den tief in mir sitzenden Durst nach Gott wieder verstärkt ins Bewusstsein rufen, wieder ganz bewusst auf die in meinem Inneren rufende Anwesenheit Gottes hören. „Gott! Wer bist du für mich? Warum bist du mir so verborgen? Warum bist du mir oft so fern?" - Wachsam sein.

„Seid wachsam!“, sagt Jesus. Wir können auch sagen: „Seid auf der Hut! Passt auf! Lasst euch nicht ablenken und mitreißen!“ Ich muss gelegentlich bewusst innehalten, um mir über das eigene Denken und Handeln Rechenschaft zu geben, sonst werde ich gelebt, getrieben, ins Schlepptau genommen, für Nebensächliches vereinnahmt, an Nutzloses gebunden oder gar in Ungutes verwickelt.

Seid wachsam! Wachsam sein heißt: Verhindern, dass unsere Beziehung zu Jesus und zu Gott verwässert, oder sogar abbricht. Vielleicht ist mein Glaube an Jesus eingeschlafen: durch Alltagstrott, Alltagssorgen, weil ich im Leben Dinge anstrebe, die eigentlich nebensächlich sind und ich so tue, als ob mein Glück davon abhängt.

Advent ist eine Zeit, in der wir den Kurs unseres Lebens überprüfen und nötigenfalls korrigieren. Gott in unser Herz einlassen, erspüren, wo Gott im eigenen Leben wirkt. Da denke ich an die Worte, die ich schon so oft gehört und in der Eucharistiefeier ausgesprochen habe: „Gott, wir sind es gewohnt, dich Vater zu nennen; aber die Frage lässt uns nicht los: Wer bist du? - und wir suchen deinen Platz in unserem Leben und in der Welt um uns her“. Wir sind „Gottsucher“. Wir verfügen nicht über ihn. Wir müssen immer wieder aufs Neue den Kontakt mit ihm suchen, wachsam verhüten, dass unsere Beziehung zu ihm schwächer wird, sogar abbricht.

Wenn ich das Lied „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht" singe, meine ich das dann wirklich, trifft das für mich zu? „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht. Es hat Hoffnung und Zukunft gebracht. Es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit.“ Gott, macht dein Wort mir wirklich Hoffnung, gibt es mir Trost und Halt in meinem Leben? Bist du real in meinem Leben anwesend?

Jedes Mal, wenn wir in dieser Adventzeit die nächste Kerze am Adventkranz anzünden, bestätigen wir das symbolisch: Gott, du bist für mich wie ein Licht in der Nacht.

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